Rede von Bürgermeisterin Frauke Schraeder...

 

...zur Eröffnung der landesweiten Fachkonferenz "Bewegen, was Menschen bewegt" am 21. April 2004, veranstaltet von Agenda-Transfer. Agentur für Nachhaltigkeit GmbH im Wissenschaftspark Gelsenkirchen

Sehr geehrte Frau Zahrnt, [Vorsitzende BUND]
sehr geehrter Herr Döpke, [Städtetag NRW - Vorsitzender der Amtsleiterkonferenz]
sehr geehrter Herr Hoffmann, [Geschäftsführer agenda transfer GmbH]
meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

seit die Agenda 21 im Jahr 1992 in Rio verabschiedet wurde, hat sich viel verändert. In der Weltpolitik stehen wir vor neuen Entwicklungen, die 1992 kaum jemand vorausgesehen hat. In vielen Ländern hat sich die wirtschaftliche wie die politische Situation verändert, in einigen auf dramatische Weise. Auch die Lage der Kommunen in Deutschland ist heute eine grundlegend andere als im Jahr 1992: Ihre Finanzlage ist so schwierig wie nie zuvor. Das ist leider erst ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gedrungen, als auch der Oberbürgermeister der reichen Stadt München sein leeres Stadtsäckel beklagt hat.

 

Gelsenkirchen kennt das Problem leerer Kassen schon seit vielen Jahren. Der Rückzug des Bergbaus und der Schwerindustrie haben uns vor mehr als zwei Jahrzehnten den Zwang zum Sparen auferlegt. Wir wissen um die Schwierigkeit, ja um die Unmöglichkeit, mit minimalen Mitteln Politik zu gestalten. Wir wissen um die Notwendigkeit zu gestalten, obwohl es an Geld mangelt. Wir wissen um die Chance, die die agenda21 für unsere Stadt und ihre Einwohner bedeutet.

 

 

In den achtziger Jahren hatte das Thema Umweltschutz Konjunktur. Längst ist es von der Tagesordnung verdrängt worden durch die Sorge um Arbeitsplätze, um Wachstum, um das Wohlergehen der Wirtschaft. Das spüren wir in Gelsenkirchen ganz besonders: In den letzten Monaten haben mehrere Unternehmen angekündigt, dass sie einen Teil der Belegschaft kündigen wollen. Etliche Betriebe wollen Teile der Produktion ins Ausland verlegen. Rund 1.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Das wäre schlimm für jede Großstadt mit rund 300.000 Einwohnern. Für Gelsenkirchen ist es eine Katastrophe. Schon heute liegt die Arbeitslosenquote bei 18 Prozent.

 

Die Vorherrschaft der Ökonomie über die Ökologie könnte man kaum krasser darstellen. Was für die Menschen in dieser Stadt zählt, das sind Arbeitsplätze. Lebensqualität bedeutet zunächst einmal: eine Arbeit zu haben oder zumindest die Chance auf einen Arbeitsplatz zu haben. Weil eine hohe Arbeitslosigkeit hohe Kosten für die Stadt nach sich zieht, gerät auch die Kommune in Zugzwang. Die Ökonomie bestimmt mittlerweile vielfach die Tagesordnung in Gelsenkirchen.

 

Ökonomie ist aber nicht alles. Auch die Lebensqualität und besonders das Wohnumfeld spielen für uns alle eine gewichtige Rolle. Wir sind froh, dass die agenda21 sich gerade dieses Bereiches angenommen hat. Die vielen kleinen Mosaiksteinen, die in den Arbeitsgruppen entstehen, machen Gelsenkirchen attraktiver, angenehmer und interessanter für seine Einwohner.

 

Der Stand der aGEnda 21 im Wissenschaftspark

 

Die agenda21 hat sich als Bürgerbewegung längst fest etabliert. Sie ergänzt, sie erweitert, sie bringt neue Sichtweisen ein. Vieles erarbeitet sie im Zusammenspiel mit der Verwaltung - zum Beispiel den Stadtplan für Radfahrer -, anderes verwirklicht sie gemeinsam mit Schulen oder Vereinen. Immer aber sind die Ergebnisse ihrer Arbeit eine Bereicherung für unsere Stadt.

 

Natürlich kümmert sich Gelsenkirchens Verwaltung weiterhin engagiert um Themen wie den Umweltschutz. Doch die Wirkung ihrer Arbeit wäre geringer, gäbe es nicht die agenda21, die mit zahlreichen Aktionen als Multiplikator wirkt. Gerade weil die agenda21 Bürgerinnen und Bürger zu Beteiligten macht, erreicht sie ihr großes Ziel, die Nachhaltigkeit. Dafür müssen wir der agenda21-Bewegung dankbar sein. Bei allem Respekt vor ökonomischen Notwendigkeiten: Wir können nicht nur von der Erde profitieren, wir müssen heute darauf Acht geben, dass sie auch morgen und übermorgen lebenswert ist. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig.

 

 

 


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